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Elena Gubenko

Gelsenkirchen: alarmierende Tendenzen

Jüdisches Leben in Gelsenkirchen
Inhalt:
- Deutsche Medien im Bezug auf die jüdischen Themen
- Experiment eines deutsch-jüdischen Dialoges
- Die Fragen der Gelsenkirchener Bürger warten auf ihre Antworten
- Keine Signale einer Zusammenarbeit
sondern eine wirkliche Zusammenarbeit!

Kommentare der Leser zu drei Artikeln in der WAZ-Gelsenkirchen
- Die Mitglieder des Forums für die Zukunft des Judentums in Deutschland unterstützen Juden aus Gelsenkirchen


Deutsche Medien im Bezug auf die jüdischen Themen

Ein Paradox: das moderne Deutschland besitzt überhaupt keine Kenntnis über jüdische Öffentlichkeit. Der Zentralrat der Juden in Deutschland, der offizielle und einzige Partner der Regierung, gibt vor, der Vertreter aller Juden zu sein. wie auch die Gemeindeleitungen Doch, statistisch gesehen, repräsentieren sie Juden in D weder quantitativ noch qualitativ (die Argumentation dieser Behauptung findet in zahlreichen Publikationen unabhängiger jüdischen Medien, inklusive dieses Portals). Deutsche Politiker, aber auch deutsche Medien (mit seltenen Ausnahmen) tauschen sich nur mit dem Zentralrat, Leitungen der Landesverbände und Gemeinden aus. Deutsche Öffentlichkeit lernt die offizielle Position des jüdischen Establishments durch Medien kennen und nimmt es als eine im Namen des gesamten deutschen Judentums taktierende Aussage auf. Die tatsächliche Meinung des deutschen Judentums interessiert niemanden.

Das jüdische Establishment in BRD genießt einen unausgesprochenen Status der «parlamentarischen Immunität». Wenn eine öffentliche Kritik an jedem deutschen Bürger, Kanzler inbegriffen, Kritik an etlichen Organisationen, Kritik an katholischer und evangelischer Kirche bis zu den obersten Etagen eine gewöhnliche normale Sache ist, dann ist das Eindringen in die «inneren» Angelegenheiten der Juden als strenges Tabu zu bezeichnen. Die jüdischen Funktionäre nutzen ihre privilegierte Position im Ganzen aus und werben für sich mit einer ständigen PR-Kampagne. Bei den märchenhaft-mythologischen und politisch korrekten Diskussionen mit dem Thema des «siegreichen Marsches» des Judentums im Land des Holocaust und Lobpreisungen der Organisatoren entstand in Deutschland ein gewisser Slang. Im Übrigen haben diese sagenhaften Berichte wenig gemein mit der Realität, worüber man schon mehr als genug geschrieben hatte.

Die Kommunikation mit den Juden «am Rande» und mit alternativen jüdischen Vereinigungen ist für die deutschen Journalisten ungewöhnlich im Allgemeinen. Gerade aber dann, wenn noch alarmierende Signale gesendet werden, versucht man diese einfach zu ignorieren. Ein dieser Beispiele – Protestaktion vor dem Landesverband der jüdischen Gemeinden von Westfallen-Lippe in Dortmund zahlreiche Medien bekamen Einladungen und Information über die anstehende Aktion, in Dortmund erschien aber kein einziger Journalist.

Angesichts der Problematik des demokratischen Mangels in jüdischen Gemeinden, bezieht deutsche Presse die Position des abseitiges Zuschauers und im Allgemeinen schreiben die deutschen Medien ziemlich schmeichelhaft im Bezug auf die jüdischen Themen. Manchmal in letzter Zeit erschienen jedoch einige Artikel, die XX kritisieren, gehen trotzdem nicht in die Tiefe der Problematik rein. Das Aufdecken der Verstöße gegen demokratische Gesetze sollte eigentliche Aufgabe der Medien sein!

Experiment eines deutsch-jüdischen Dialoges

Die Fragen der Gelsenkirchener Bürger warten auf ihre Antworten

Deutsche Medien zeigen kein reales Bild über das Leben der modernen Juden, über deren Probleme. не вникают в глубь проблем. Немецкая публика не получает достаточной информации о реальной жизни евреев, о многообразии современного еврейства, о внеобщинных еврейских организациях и о многом другом. Im Endeffekt besitzen deutsche Bürger keine ausreichende Information über die zeitgenössischen Juden, sie verbleiben in der Bahn der Dogmen und Klischees. Das ganze erschwert vehement den Dialog zwischen Deutschen und Juden.

In heutiger Zeit schreibt Presse jedoch euphorisch über einen erfolgreichen interkulturellen und interreligiösen Dialog und gegenseitiges Verständnis. Wie stimmt das mit der Realität überein? Dieser Frage folgend, hat der Jüdische Kulturverein KINOR in Gelsenkirchen in einem Internet-Portal einen virtuellen Dialog zwischen Juden und ihren nicht-jüdischen Mitbürgern initiiert (inklusive Befragungen und ähnliches). Dieses Experiment zeigt die offensichtlichen Schwierigkeiten solch eines Dialogs.

Außerdem, hat das Experiment gezeigt, dass man auf jeden Fall mehr über das Leben der Juden in Deutschland erfahren will und dass es einen Mangel im Bereich der Informationenerstattung auf diesem Gebiet gibt. Die Quellen der Informationenerstattung könnten und sollten deutsche Medien und Informations- und Begegnungsveranstaltungen sein und zwar in einer Zusammenarbeit mit der jüdischen Öffentlichkeit. Für solch eine Zusammenarbeit steht der Jüdische Kulturverein KINOR zusammen mit dem Forum zur Verfügung.

Einige Beispiele der häufig gestellten Fragen zu jüdischen Themen :

- Ist jüdische Kultur stets zu beziehen auf Religion, Alltagsleben und Kultur jeweils angelehnt an Leben und Gewohnheiten des Herkunftslandes?
- Warum gibt es scheinbar solch gravierende Unterschiede zwischen ihnen (eingewanderte russische Juden) und den - welches ist denn nun der richtige Begriff - hier geborenen und immer hier lebenden deutschen Juden? Die unsägliche Vergangenheit ist doch identisch, oder nicht?
- Außer Religion gibt es Für Juden verschiedene Identitäts-Faktoren, die Juden einigen. Welche? Wie identifiziert sich also eine jüdische Gemeinschaft selbst?
- Welche Gruppen russischer Migranten hier gibt und wie unterscheiden sie von einander?

Bezüglich der Stadt GE:
- Welche Personen gehören zu welchen Gruppen und wie viele sind das?
- Wer verfolgt welche Ziele?
- Wer Verstehet sich als orthodoxe Juden?
- Die Gelsenkirchener Gemeinde versteht sich als orthodoxe Gemeinde, obwohl keine orthodoxen Juden in Gelsenkirchen leben?
- Wer ist liberal zu nennen?
- Was unterscheidet Liberale so fundamental von Orthodoxen?
- Die liberale Gruppe hat in GE keine Räumlichkeiten?
- Welche Position sollen die nichtjüdischen Gelsenkirchener nach Wunsch der verschiedenen jüdischen Gruppen einnehmen?
- Werden hier noch im Allgemeinen jüdische Riten und Bräuche praktiziert oder eher nur von stark religiösen Juden?
- Zu den mehreren in diesem Portal abgelegten Information zu jüdischen Themen müsste man zunächst die Hintergründe erläutern...

Diese und andere Fragen warten auf ihre Antworten.

Der Jüdische Kulturverein KINOR in Gelsenkirchen zusammen mit dem Forum für die Zukunft des Judentums in Deutschland e.V. verarbeitet gerade die Ergebnisse dieses online Experimentes und bereitet eine Publikation darüber vor. Natürlich benötigen wir für solche Arbeit Spezialisten und finanzielle Unterstützung, was wir leider nicht haben.


Keine Signale einer Zusammenarbeit
sondern eine wirkliche Zusammenarbeit!

Kommentare der Leser zu drei Artikeln in der WAZ-Gelsenkirchen

Also, wie gesagt, statt sich mit solchen für das gegenseitige Verständnis wichtigen Themen auseinanderzusetzen, schreiben Medien immer wieder gerne euphorische Berichte über
Feierlichkeiten, welche etablierte Strukturen gerne organisieren und welche mit dem wirklichen menschlichen Leben nichts zu tun haben. Hier sind drei Beispiele.

Anfang März bis Ende April sind drei Artikel zum jüdischen Leben und zum interreligiösen Dialog in der WAZ-Gelsenkirchen erschienen. Unter Juden weckten diese Artikel große Resonanz aber auch scharfe Kritik für die heutige Situation in den Gemeinden und für die Politik der deutschen Medien zum jüdischen Kontext. Außerdem fragt man sich – wo sind eigentlich die GE-Juden? Das Ganze trägt zur Unzufriedenheit der Leser.

In den ersten beiden Berichten geht es um ein Projekt für Ruhr.2010: Neben der ältesten Kirche der Stadt entstehen eine stilisierte Synagoge und eine stilisierte Moschee. Das Nebeneinander soll die „Aufeinander-Bezogenheit“ der drei Religionen dokumentieren und ein Signal setzen, dass die Zusammenarbeit doch funktionieren kann. In den Kommentaren darauf gibt es eine deutliche Meinung, dass wir (Juden) keine Projekte als Signale einer Zusammenarbeit brauchen, wir brauchen stattdessen eine wirkliche Zusammenarbeit mit der Teilnahme aktiver Menschen. Ohne Menschen ist kein Dialog möglich.

Der dritte Artikel berichtet über die Eröffnung der neuen Begegnungsstätte im Alten Jüdischen Betsaal. Den Kommentaren zu entnehmen, brauche man nicht gerade einen Ort (sind ja genug da) für Begegnungen, stattdessen braucht man in erster Linie eine Interaktion, welche das Knüpfen von Kontakten erst ermöglicht.

Die Juden, die in der WAZ Kommentare schreiben, laden zu einem ernsten Dialog ein. Das «Forum für die Zukunft des Judentums in Deutschland e.V.» schließt sich dieser Einladung ein. Hier ist eine gekürzte Fassung der Kommentare.

Ruhr.2010
Kirche, Synagoge und Moschee
vereint in Gelsenkirchen

Gelsenkirchen, 03.03.2010, Sascha Döring

Kommentare

Wo ist denn der Rabbiner? Die Jüdische Gemeinde scheint nur aus einer Person zu bestehen. Wo sind die anderen? #2 von MichailV
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Ich bin ein Gelsenkirchener Jude und habe mich von der Gemeinde seit vielen Jahren entfernt, seitdem ich so schreckliche Sachen in der GE Gemeinde erlebt habe. Wie auch viele andere Juden unserer Stadt. Mit der Zeit wird die Problematik immer schärfer. Als Augenzeuge bzw. Teilnehmer des Geschehens bin Ich gerne bereit, die Wahrheit auszusprechen, und hoffe, dass andere Augenzeugen auch dazu kommen. Dann wird endlich klar, was mit den Juden dieser Stadt passiert. Die wahren Geschichten über Juden und ihr Leben hier soll die Presse den Gelsenkirchener Bürgern bekannt machen.
Das hier ist kein interkultureller und interreligiöser Dialog. Das ist eine politische Show. Mit Menschen, mit Juden dieser Stadt hat das nichts zu tun.
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„Das Projekt zeigt die Gemeinsamkeiten unserer Religionen und sendet ein Signal über die Stadtgrenzen hinaus, dass die Zusammenarbeit funktionieren kann.“

Wir brauchen keine Projekte als SIGNALE einer Zusammenarbeit (umso mehr, da solche Zusammenarbeit hier nicht vorhanden ist). Diese Projekte über NICHTS kosten bestimmt auch viel Geld. Wir brauchen stattdessen eine wirkliche Zusammenarbeit mit der Teilnahme aktiver Menschen. Es wäre viel sinnvoller und zielorientierter, dieses Geld in die Bildung jüdischer Gelsenkirchener, jung und alt, zu investieren, in die Integrationsprojekte und in andere Projekte, die lebenswichtig und notwendig für die Zukunft des Judentums sind. Wie auch interkulturelle Projekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, wo Juden teilnehmen.


Gott, Allah und Jahwe sind in Gelsenkirchen Nachbarn

Gelsenkirchen, 23.03.2010, Tobias Mühlenschulte

Kommentare

War der Rabbiner wieder nicht dabei? Wo ist sein Beitrag. Wieder nur die Vorsitzende und der Synagogenseniorenchor? Wo waren denn die anderen Juden? Wo sind die? #2 von MichailV

Unabhängige jüdische Medien beschreiben dieses Phänomen in Deutschland, das erklärt auch die Situation in Gelsenkirchen:
„Die Menschen distanzieren sich von den Gemeinden, treten aus, assimilieren, gehen zu anderen Religionen über oder in verschiedenen jüdischen Vereinigungen auf...
Die Rabbiner, die in den religiösen Gemeinden in allen Fragen helfen sollen, sind in Wirklichkeit kraft- und machtlos“

„…hat sich in vielen Gemeinden ein autoritärer Regelbetrieb etabliert, es äußert sich eine Respektlosigkeit gegenüber Menschen, Nichtbeachtung der demokratischen Prinzipien, Satzungen, staatlicher und religiöser Gesetze. Ordentliche Mitglieder vieler Gemeinden sind erniedrigt, rechtlos und wehrlos gegenüber der Willkür und können keine effektive Hilfe weder im Zentralrat der Juden in Deutschland noch in den Landesverbänden, bei Rabbinern und jüdischen Gerichten finden.
Genau deswegen ist das Image vieler jüdischen Gemeinden nicht attraktiv, die Menschen distanzieren sich von ihnen, wenden sich lieber anderen unabhängigen Vereinigungen kultureller oder wissenschaftlich-technischer Natur hin.“
In verschieden Städten Deutschlands sind viele Fakten bekannt, die diese Behauptungen beweisen. Unabhängige jüdische Medien berichten ständig über diese alarmierende Situation. Leider werden diese Fakten von den deutschen Medien nicht beachtet.
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Ein deutscher Leser war bei dem Bericht über die Situation in den Gemeinden so schockiert, dass er seine Gefühle so ausdrückte:
Wo war Gott? Hatte SIE Muße sich mit der irdischen Vereinsmeierei abzugeben?
Nirgendwo ist Gott ferner als in der Kirche! Oder wie immer so ein Gehäuse heißt.
Religion hat für mich mit Macht und nicht mit Glauben zu tun. Leider. #12 von manni
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Haben die GE Juden Zukunft? Bei solch einer Politik - nicht. GE Juden und deutsche Juden grundsätzlich brauchen Aufmerksamkeit zu ihren realen aktuellen Problemen, brauchen ein wirkliches Interesse, Verständnis und Unterstützung mit Wort und Tat.
Die WAZ-Redaktion soll den Weg zu lebendigen GE Juden finden, zu den alternativen jüdischen Strukturen. Die WAZ-Redaktion soll die Wahrheit herausfinden und sich mit der Realität auseinandersetzten. Und dann diese wertvolle Info weiter vermitteln.

Vom Geist des Ortes

Gelsenkirchen, 23.04.2010, Wolfgang Platzheck

Kommentare

"Ort neuer Möglichkeiten des Miteinanders."
Dann soll die Person die das sagt das auch auf die eigene Gemeinde beziehen. #1 von MichailV

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Die neuen Möglichkeiten des Miteinanders sind in der Tat dringend notwendig. Das betrifft unmittelbar die Jüdische Gemeinde (und ihre Partner und Unterstützer). Für die neuen Möglichkeiten des Miteinanders braucht man nicht gerade einen Ort, sondern eine neue Sicht und Ansicht, neue Einstellungen, ein echtes konstruktives Interesse, einen offenen, echten und ehrlichen deutsch-jüdischen Dialog.
Von der deutschen Politik ist echte Aufmerksamkeit zu Problemen der jüdischen Gemeinschaft notwendig und eine konstruktive Einmischung erforderlich. Für die Entwicklung jüdischen Lebens braucht man die Voraussetzungen nicht gerade in Form der Gebäude bzw. der Räumlichkeiten, sondern vor allem in Form entsprechender „Spielregeln“, heißt aktuelle, passende Gesetzgebung usw., welche Demokratie, Vielfalt, Toleranz etc. innerhalb der jüdischen Gemeinschaft ermöglichen. Nur dann wäre ein wirkliches Miteinander möglich – erst innerhalb der jüdischen Gemeinschaft und dann zwischen Juden und nicht-jüdischen Mitbürgern. Für die Stadt Gelsenkirchen ist das besonders wichtig, die Jüdische Gemeinde GE braucht Reformen!
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„Hier zeige sich: „Jüdisches Leben hat wieder eine Zukunft in Deutschland.“
Gerade das zeigen solche Veranstaltungen nicht. Das sind immer wieder leere Worte. Um über Gegenwart und Zukunft zu urteilen, soll man die reale Situation in der jüdischen Gemeinschaft Deutschlands und Gelsenkirchen adäquat einschätzen. Dafür soll man mit der jüdischen Öffentlichkeit, also mit zeitgenössischen deutschen Juden sprechen und ihre Meinung wissen und nicht mit jüdischen Funktionären und mit gehorsamen konformen Statisten aus den Gemeinden. Die jüdischen Gemeinden in Deutschland (die Gemeinde GE sowieso!) sind geschlossene Strukturen, von außen kann man diese nicht wirklich verstehen. Das euphorische Bild, das man vom jüdischen Establishment bekommt, ist eine Täuschung.
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„Wie sehr die jüdische Gemeinde im Gelsenkirchener Leben verankert ist, dafür fand Grosse Brockhoff ein aktuelles Beispiel: „Als in Gelsenkirchen zu Demonstrationen gegen den Islam aufgerufen wurde, kam es sofort zum demokratischen Protest der Bürger – und eben auch der jüdischen Gemeinde.“

Wer ist im Gelsenkirchener Leben verankert - die jüdische Gemeinde oder nur eine Person, die „Vorsitzende“? Nehmen die GE Juden überhaupt im gesellschaftlichen, politischen Leben teil, vor allem junge Juden? Überhaupt nicht! Außer etwa einigen alternativen jüdischen Strukturen und oppositionellen Personen, die sich von der Gemeinde grundsätzlich distanzieren. Über oben genannten Protest wurde mit Menschen in der Gemeinde gar nicht gesprochen, gar nicht diskutiert, wie auch über viele andere wichtige Sachen. Obwohl gerade dieses Thema sowohl sehr wichtig als auch sehr schwer für Juden ist.

Es gibt und gab nie eine Tradition in der Gemeinde, gemeinsam verschiedene Fragen zu besprechen, eine gemeinsame Position zu finden. Also was immer angeblich im Namen der Gemeindemitglieder öffentlich verkündet wird, ist nie die Stimme der Mitglieder und auf keinen die Stimme der GE jüdischen Bevölkerung. Alles in der Gemeinde wird immer noch autoritär entschieden. Überall wird nur eine Person präsent, nur manchmal mit der Begleitung des Seniorenchors.
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Die Gemeinde soll sich mit ihren Mitgliedern unterhalten und nicht mit allen anderen. #11 von MichailV
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Ein normales Gespräch mit Mitgliedern ist in der Gemeinde GE ausgeschlossen. Eine freie Meinungsäußerung und Austausch sind nicht zulässig. Es gibt keine demokratische Strukturierung, keine demokratische Mechanismen, nur eine Imitation. Es gibt überhaupt keine Mitglieder mehr dabei, mit denen man adäquat sprechen könnte. Solche Menschen sind von der Gemeinde distanziert. Die da gebliebenen – das sind meistens des-integrierte schweigende Senioren, die in ihrer geschlossenen Welt leben und sich immer stimmlos der von oben gegebenen Ordnung anpassen. Sie würden sich nie eine eigene Meinung erlauben, die sich vom „Standard“ unterscheidet. Und wenn doch, dann diese auf keinen Fall offen aussprechen.

Die Situation in GE spiegelt die Tendenzen, ist ein scharf ausgeprägtes Beispiel. Alle Versuche in den 90er von der Seite progressiver engagierter GE Juden, die Gemeinde zu demokratisieren, ein vielseitiges und pluralistisches Judentum und ein florierendes Kulturleben zu entwickeln, waren vergeblich. Im Gegensatz hat ganz deutlich ein Kampf um die Macht stattgefunden. Diesen Kampf wurde von allen Seiten unterstützt – vom Zentralrat, vom Landesverband und von der Stadt GE. Bewusst oder unbewusst, direkt oder indirekt.

Schon immer wurden in der GE Gemeinde Oppositionelle bekämpft. Gegen Andersdenkende, gegen jüdische Intellektuelle wurde Hexenjagd organisiert. Die Religion wurde als Instrument im Kampf um die Macht ausgenutzt, es wurde eine bequeme Form der Doppelmoral entwickelt. Durch diese inakzeptable Situation sind viele Menschen sich von der Gemeinde entfernt, viele Juden haben die Stadt GE verlassen, die intellektuellen Juden sind nicht mehr in GE aktiv, die jüdische GE Bevölkerung ist stark gespaltet. #13 von Nonkonformist
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Ich hab die Begegnungsstätte besucht und da folgendes gelesen:
«Die Gemeinde wuchs ab den 1990er Jahren durch Zuzug aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Zuwanderung führte zu einer Pluralisierung und Differenzierung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft.»

Die «Pluralisierung» in der GE Gemeinde sieht so aus:

Die Gemeinde erhebt als sogenannte Einheitsgemeinde den Anspruch, Juden aller Glaubensrichtungen unter einem Dach zu vereinen. Die Gemeinde versteht sich aber nur als orthodoxe Gemeinde, auch wenn es keine observanten orthodoxen Familien in der Stadt gibt.

«Die Freiheit der Wahl, eines der wichtigsten Postulate der Thora, soll dem Menschen die Entscheidung überlassen – zu glauben oder Atheist zu bleiben, oder auch die Wahl der Richtung des Judaismus. Heutzutage werden massenweise religiös nicht vorgebildete Leute mechanisch in die orthodoxen Gemeinden gedrängt, ohne Chassiden zuzulassen und nur mit großer Schwierigkeit Liberale. Vollständig areligiöse Menschen werden nur deshalb zu Mitgliedern orthodoxer Gemeinden, weil diese Gemeinden vorrangig und großzügig vom Staat subventioniert werden» (unabhängige jüdische Medien).

Die Mitglieder, die sich als liberale positionieren, hatten in der GE Gemeinde keine Stimme und keinen Einfluss. Sie haben die Liberale Vereinigung Etz Ami gegründet und sich von der GE Gemeinde distanziert. «Seit 2000 treffen sich liberale Juden aus Gelsenkirchen und dem Rest des Ruhrgebiets in verschiedenen Räumlichkeiten Gelsenkirchens zu Gottesdiensten und Treffen. Einmal monatlich treffen sie sich auch in der Synagoge von Selm-Bork.»
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Was also mit dem alten Betsaal? Keine Idee zündete so richtig, bis der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Judith Neuwald-Tasbach, ein längst verloren geglaubter Ordner in die Hände fiel, schreibt in seinem Bericht der «Stadt Spiegel».

Dann kommt eine grundsätzliche Frage: Warum dieser und die anderen Ordner, warum überhaupt alles, was in GE mit jüdischen Sachen zu tun hat, befindet sich nur in Händen einer einzigen Person? Warum trifft nur sie Entscheidungen, was passieren soll? Jetzt vermietet z. B. die Gemeinde die Büro-Räumlichkeiten der alten Synagoge einem Kosmetiksalon - wurde die Meinung der Mitglieder darüber gefragt? Nein. Wurde das mit den Repräsentanz- Mitgliedern vereinbart? Wie ich weiß, auch nicht.

In den 90er, als russisch- jüdische Einwanderer nach GE kamen, hörte man von hiesigen Juden eine Definition für die Gemeinde: « Familien-Unternehmen». Also die Macht war fest in Händen der Leitung konzentriert. So bleibt es auch heute. Der Geist des Ortes bleibt erhalten. Die GE Juden werden als Statisten wahrgenommen.
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Diese Veranstaltung und das Foto oben Illustrieren bestens die Situation, die für viele Juden in Deutschland heute ganz klar ist. Diese Situation beschreibt kritisch und treffend Aaron, ein bekannter junger jüdischer „Dissident“ aus Köln, in seinen Artikeln, wie z. B. «Über den Staat und seine Hofjuden» … :
„Aktivitäten der Führungen großer jüdischer Gemeinden in Deutschland bestehen darin, unzählige Empfänge zu besuchen und Veranstaltungen mit Anwesenheit der Presse und verschiedener Machtträger zu organisieren. Meiner Ansicht nach, führen jüdische Funktionäre eine endlose PR-Kampagne für sich selbst durch.»

Leider wollen deutsche Politiker und Medien die Realien jüdischen Lebens in Deutschland nicht ernst und objektiv wahrnehmen. «...besteht der fatale Fehler in den deutsch-jüdischen Beziehungen darin, dass zur Vereinfachung der Kontakte mit den Juden Deutschlands, der Status eines „offiziellen" oder besser gesagt, eines „Hofjuden" geschaffen wurde. Zu den „Hofjuden" wurden der Zentralrat der Juden Deutschlands (zur Kommunikation auf der Bundesebene) und die diesem identischen (sowohl was die Strukturen, als auch was die besetzten Positionen angeht) lokale Gemeinden gewählt. Ich behaupte, dass weder der Zentralrat der Juden noch die Vorstände der meisten jüdischen Gemeinden die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung Deutschlands repräsentieren.“
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Warum machen sich weder die Stadt noch Politik noch die Medien Sorgen über diese und andere schwierige Fragen?! Das alles finde ich nicht in Ordnung. Sieht das ganze Geschehen, worüber hier geschrieben wird, nicht etwa nach einem politischen Skandal aus?
Die Juden sind mit ihren echten Problemen allein geblieben. #23 von Andersdenkender Jude

Die Mitglieder des Vereins
Forum für die Zukunft des Judentums in Deutschland e.V. («Forum») unterstützen Juden aus Gelsenkirchen

Ihre Kommentare:

Mit ihren Problemen sind Gelsenkirchener Juden nicht allein, das ist eher eine allgemeine Krankheit der ganzen jüdischen Struktur im Land NRW und in Deutschland, schreiben L. Stolpinskaja, Bielefeld, und M. Itskovych, Magdeburg, Mitglieder des «Forums». Auch die Situation in Bielefeld und Magdeburg finden sie inakzeptabel, sind aus ihren Gemeinden ausgetreten und beschäftigen sich aktiv für die Reformierung der jüdischen Struktur Deutschlands. „Wir würden uns sehr freuen, mit den Vertretern der Landesregierung, mit Politikern und Medien die Situation in unseren Städten, in NRW und in der BRD besprechen zu können. Im Vergleich wird auch die Problematik in Gelsenkirchen mehr verständlich“ – so L. Stolpinskaja.
#7 von Lubov Stolpinskaja, #16 von Mark Itskovych
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Mit vier weiteren Mitgliedern des «Forums für die Zukunft des Judentums in Deutschland e.V.»
aus Hameln kritisieren wir scharf die Leitung unserer Gemeinde. Nun wurden wir gerade für unsere Äußerungen aus der Gemeinde ausgeschlossen. Im Forum gibt es noch Mitglieder aus zwei Städten Ruhrgebiets, die genauso für ihre Kritik aus ihren Gemeinden ausgeschlossen wurden. Dann verstehe ich wohl, warum protestierende Gelsenkirchener Juden unter Nicknamen hier schreiben.

Am 23.11.2008 nahm ich bei der Veranstaltung “Jüdische Einwanderung – ein Reizwort. Mythen und Realität, Probleme und Perspektiven“ (und hier) im Bildungszentrum Gelsenkirchen teil, organisiert vom jüdischen Verein KINOR. Da waren viele Juden aus verschiedenen Städten der Region anwesend, alle wollten über ihre Probleme sprechen, es ist ja gelungen.

Das war eine gute Veranstaltung, bei der wichtige Sachen besprochen wurden. Man konnte da einzigartige Informationen über das zeitgenössische jüdische Leben in Deutschland hören und mit lebendigen Juden „life“ kommunizieren. Ich betrachte diese Veranstaltung auf keinem Fall weniger wichtig und bedeutend als die oben beschriebene. Zur der Veranstaltung im Bildungszentrum aber, ganz im Gegenteil zur Veranstaltung am 22.04.2010, gab es überhaupt kein Interesse von der Presse, von der Stadt Gelsenkirchen, von der Politik, von kirchlichen und anderen Institutionen, von der Jüdischen Gemeinde, von der Landesregierung und vom Zentralrat der Juden. Kein einziger Gast ist gekommen. Außer Juden aus ganz NRW waren im Publikum einzelne nicht-jüdische Interessierte aus Gelsenkirchen.

Das alles zeigt eine große Problematik in der deutschen Gesellschaft, was das neue jüdische Leben betrifft. „Mythen und Realität, Probleme und Perspektiven“ – das war das Thema der Veranstaltung. Ein echtes Interesse von der deutschen Seite zu realem Leben von Juden, zu unseren Problemen und Perspektiven? Nein, das nicht, viel bequemer ist bei Mythen zu bleiben. Viel bequemer und einfacher ist, Events zu veranstalten, VIP-Personen einzuladen und die „goldenen Kulissen“ nach außen zu zeigen.

Diese bitteren Fragen brauchen Aufmerksamkeit, man braucht eine neue Sicht, neue Einstellungen. Wir sitzen alle in einem Boot, wir sollen miteinander reden. Ich würde sehr gerne bei einem ernsten Gespräch mit Politikern und Medien teilnehmen. Nur besteht dafür wenig Hoffnung. Wir, Juden „von unten“, werden hier nicht ernst wahrgenommen. Das hat nochmals unsere Protestaktion in Dortmund am 3.11.2009 vor dem Landesverband der jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe bestätigt, bei der die nicht akzeptable Situation in der Jüdischen Gemeinde Bielefeld der Schwerpunkt war. Trotz zahlreicher Presseeinladungen ist nach Dortmund kein Journalist gekommen.
#9 von Volodymyr Vaynberg (Hameln)
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Es ist für uns Juden wichtig und notwendig, die hier genannten Themen zusammen mit unseren nicht-jüdischen Mitbürgern zu besprechen. Für ein ernstes Gespräch stehen wir gerne zur Verfügung. Wir laden zum gemeinsamen Nachdenken und Analyse und zum gemeinsamen Wiedergutmachen ein.
Kontakt: www.freie-juedische-meinung.de/de/impressum
Grygoriy Rubinshteyn, Bochum
Forum für die Zukunft des Judentums in Deutschland e.V.
#23 von G.Rubinshteyn